Heute, am bundesweiten Vorlesetag wollte ich euch mal einen persönlichen Einblick geben und zwar in das Vorlesen ab Geburt.
Vorlesen ab Geburt, wie das konkret aussehen kann – davon hatte ich keine Ahnung. In der Theorie liest sich das leicht – egal welcher Text, Hauptsache laut lesen, damit der Sprachrhytmus wahrgenommen werden kann und die Stimme immer vertrauter wird. Was ist ganz egal – das man sich dabei erstmal blöd vorkommt, davon schreibt niemand. Aber so erging es zumindest mir (und auch meinem Mann). Schließlich kann so ein junges Baby noch gar kein für Laien wie uns wahrnehmbares Feedback geben ...
Und wie sah das dann ganz konkret bei uns aus? Der erweiterte Vorlesebegriff umfasst vielfältige sogenannte Literacy-Erfahrungen – so gehört auch das Singen von Liedern, Reime, Fingerspiele und Kniereiter dazu. Damit habe ich wirklich schon sehr früh begonnen – sobald wir zu Hause waren (also als der Kleine 4 Tage alt war) wurde täglich gesungen und gereimt – die Fingerspiele wurden auch bald gebannt mit den Augen verfolgt.
Mit dem direkten Vorlesen haben wir uns etwas Zeit gelassen, bis wir wirklich im Alltag angekommen waren - das war dann so nach ca. 14 Tagen. Für meinen Mann und mich war klar, dass wir Beide als Lesevorbild fungieren und vorlesen möchten. Und so haben wir das dann auch allabendlich gehalten. „Thalamus“ von Ursula Poznanski war das erste Buch, dass wir unserem Sohn Kapitel für Kapitel im Wechsel vorgelesen haben – warum? Weil uns das Buch beide gereizt hat und wir es sowieso beide lesen wollten. Also eine Win-Win-Situation :)
Auch tagsüber las ich unserem Sohn immer wieder vor – alles, was ich selbst las wurde vorgelesen – ob Zeitungsartikel, Ratgeber oder Unterhaltungsliteratur. Wobei die größte Schwierigkeit war, das Buch bequem zu halten, während das Baby auf einem schläft. Die beste Investition in dieser Zeit war dann ein Tablet, so konnte bequem mit einer Hand online (der Onleihe sei Dank!) gelesen werden. Ausnahmen machte ich auch – zwar spielt es keine Rolle, was genau man so jungen Zuhörern vorliest, doch „Das Geschenk“ von Sebastian Fitzek wollte ich dann doch lieber für mich lesen.
Abends blieb es lange Zeit beim abwechselnden Vorlesen: im Anschluss an „Thalamus“ kam ganz druckfrisch das Buch „Erebos 2“ raus, dessen Vorgänger wir beide noch als Jugendliche begeistert gelesen hatten. Das haben wir allerdings nur zur Hälfte geschafft, da unserem Sohn dann doch die Kapitel zu lang wurden ...
Also sind wir zwischenzeitlich auf Vorlesebücher umgestiegen, z.B. 1-2-3-Minutengeschichten oder auch ein altes Märchenbuch noch aus meiner Kindheit. Als unser Sohn schließlich 4 Monate alt war, waren wir vor dem Einschlafen bei einer Geschichte angekommen.
„5 müde Mäuschen wollen nicht schlafen“ wurde ab dem Zeitpunkt täglich vor jedem Schlaf vorgelesen – es dauerte nicht lange, bis mein Mann und ich den Text auswendig kannten – und immer noch kennen. Und dann kam „Wenn sieben müde kleine Hasen abends in ihr Bettchen rasen“ hinzu. Wochenlang entschied der Kleine, welche Geschichte er gerne hören möchte – manchmal auch beide. Diese lasen wir immer Seite für Seite im Wechsel vor.
Zwischenzeitlich klappte das Vorlesen vor dem Schlafengehen so gar nicht, dafür wurden tagsüber zahlreiche Bücher intensiv gemeinsam betrachtet. Er hatte auch schon früh ein unglaublich großes Interesse an Büchern und liebt es nach wie vor sehr die Illustrationen zu betrachten.
Und jetzt - bald 15 Monate nach seiner Geburt betrachtet er Bücher unglaublich gerne - vor allem Wimmelbücher sind gerade sehr beliebt. Es ist unglaublich toll zu sehen, wie viel Spaß er beim Betrachten von Büchern hat.
Schlussendlich war die erste Vorlesezeit eine sehr intensive Familienzeit, an die ich mich immer wieder gerne zurückerinnere.
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